Trauma Herzinfarkt

Als Folge eines Herzinfarkts treten oft nicht nur körperliche Folge-Schäden, sondern auch Angst oder Niedergeschlagenheit auf. Hier setzt eine innovative Therapie-Methode zielgerichtet an.

Der Herzinfarkt ist ein einschneidendes Ereignis. Dass jedoch neben möglichen körperlichen Einschränkungen auch eine posttraumatische Belastungsstörung die Folge sein kann, wissen die wenigsten. Oft bleiben seelische Wunden zurück. Angst, Niedergeschlagenheit, Schlafstörungen oder Konzentrationsschwächen können auftreten. Mithilfe der innovativen Therapie-Methode EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) werden Angstzustände nach traumatischen Vorfällen zielgerichtet behandelt. Die Angst machenden Eindrücke an den Infarkt können so bestmöglich verarbeitet werden und das erlebte Trauma wird zur „normalen“ Erinnerung.

„Ich habe überlebt. Ich habe Glück gehabt.“

EMDR steht für “Eye Movement Desensitization and Reprocessing“ – übersetzt bedeutet dies „Verarbeiten und Desensibilisierung durch Augenbewegungen“. In der Traumabehandlung mit EMDR lässt der Patient die Erlebnisse erneut ablaufen, durchlebt wieder die Emotionen und Gedanken, die er dabei hatte. Diesmal lediglich langsamer und mit Einhaltung von Pausen sowie in Begleitung eines klinischen Psychologen. Während der Sitzung verfolgt der Patient die Hand des Therapeuten, die sich abwechselnd nach rechts und links bewegt. Wie im Traumschlaf bewegen sich die Augen schnell hin und her. Der Verarbeitungsprozess im Gehirn wird beschleunigt, die Bilder verblassen und verlieren ihre Macht über die Psyche. Positive Gedanken können sich einstellen. Sätze wie „Ich habe überlebt. Es ist vorbei. Es ist gut gegangen. Ich habe Glück gehabt.“ können in die Therapie eingewoben werden. Diese müssen für den Patienten stimmig sein und dem Erlebten angepasst werden. Im Herz-Kreislauf-Zentrum Groß Gerungs wird seit mittlerweile sieben Jahren der relativ junge Therapieansatz der EMDR-Methode bei Traumapatienten erfolgreich angewendet. Im Kompetenzzentrum erhalten Betroffene im Rahmen einer ganzheitlichen drei-bis vier-wöchigen Rehabilitation eine psychologische Beratung und Behandlung.

Bilder im Kopf

Der Herzinfarkt wird oft als isolierter körperlicher Vorgang gesehen. Tatsächlich handelt es sich dabei jedoch um ein lebensbedrohliches Ereignis und Betroffene haben das Gefühl sterben zu müssen. Die Psyche befindet sich in diesem Moment im Ausnahmezustand. Angstlösende Medikamente oder Antidepressiva können zwar Erleichterung bringen, die notwendige psychische Verarbeitung wird damit aber oft nicht erreicht. Häufig erleben Betroffene nach einem Herzinfarkt die belastende Situation im Kopf wieder. Sie haben Albträume und vermeiden jegliche Situationen, die sie an das Geschehene erinnern. Sie fühlen sich hilflos und können ihr Leben nicht wie gewohnt weiter führen. In solchen Fällen spricht man von einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), die eine Therapie erforderlich macht.

Die gestörte Psyche

Flashbacks – das Wiedererleben des Infarkts und der Situation auf der Intensivstation, immer wieder auftauchende Schmerzen im Brust-und Halsbereich, die einem Herzinfarkt ähnlich sind, aber ohne Befund bleiben, weisen auf eine Posttraumatische Belastungsstörung hin. Traumatisierend wirkt, dass Betroffene vom Ereignis überrascht werden, sich ausgeliefert und hilflos fühlen sowie Todesangst erleben. Im Gehirn werden Erfahrungen für gewöhnlich sortiert und mit bisherigen Inhalten verknüpft. Ein Trauma hingegen wird – durch den extremen Stress, dem man in dieser Situation ausgesetzt ist – nicht normal geordnet, sondern mitsamt allen dazu gehörenden Sinneseindrücken und Gedanken separat gespeichert. Später kann alles was an das Trauma erinnert – ein lauter Knall, ein Geruch, eine Berührung oder das Tonsignal eines Rettungswagens – dazu führen, dass der Betroffene das Gefühl hat, die Situation nochmals zu durchleben.

Im Zeichen der Herzgesundheit

Rund um den Weltherztag am 29. September 2015 wurde darüber informiert, dass Herzinfarkt (Myokardinfarkt) und Schlaganfall die häufigsten Todesursachen in den Industrieländern sind. Rund 80 % dieser Todesfälle könnten laut der World Heart Federation durch eine gesunde Lebensweise vermieden werden. Am Weltherztag forderten Experten daher auf, sich um die Gesundheit zu kümmern und wenn notwendig den Lebensstil etwa durch gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung zu ändern. Altersunabhängige Hauptrisikofaktoren für eine Erkrankung der Herzkranzgefäße sind Nikotinkonsum, Diabetes (Zuckerkrankheit), Bluthochdruck, familiäre Belastung (früh auftretende Herzkreislauferkrankungen wie Infarkt oder Schlaganfall bei nahen Blutsverwandten) sowie eine ererbte oder erworbene Störung des Fettstoffwechsels. Einige dieser Risikofaktoren verstärken sich bei Übergewicht, Fehlernährung und Bewegungsmangel. Auch bei übermäßigem Alkoholkonsum steigt das Risiko von Herzinfarkten und anderen schweren Erkrankungen. Achten Sie daher auf einen herzgesunden Lebensstil! Die Niederösterreichischen Gesundheitsbetriebe unterstützen Sie hier gerne auf Ihrem Weg.