Gender Medizin und Biofeedback

Neue Verhaltenstherapie-Ansätze wie Bio- und Neurofeedback eröffnen, neben einer medikamentösen Therapie, alternative Wege in der Behandlung von depressiven Menschen.

Neben einer medikamentösen Therapie eröffnen neue Ansätze aus der Verhaltenstherapie wie Bio- und Neurofeedback alternative Wege in der Behandlung von depressiven Menschen. Dank Gender-Medizin wird dabei zusätzlich auf geschlechtsspezifische Bedürfnisse eingegangen.

Gender-Medizin: Wenn Depression zur Frauensache wird

Depressionen treten bei Frauen doppelt so häufig auf wie bei Männern. Hormonelle Schwankungen aber auch Überforderung und die Rolle der Frau in der Gesellschaft, die sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt hat, können Ursache für das gehäufte Auftreten einer Depression sein. Depressionen äußern sich bei Frauen anders als bei Männern. Das liegt zum einen darin begründet, dass Frauen offener über ihre Ängste und Stimmungsschwankungen sprechen als das männliche Geschlecht. Männer hingegen neigen dazu, eher körperliche Symptome in den Hintergrund zu stellen. Das macht Depressionen bei Männern oft schwerer erkennbar. Auch Stereotype wie „Männer müssen stark sein“, und „Männer weinen nicht“ spielen eine wesentliche Rolle. Entstehung und Verlauf psychischer Erkrankungen stehen oft in direktem Zusammenhang mit Einstellungen und Verhaltensweisen, die mit „typisch weiblichen oder männlichen“ Rollenbildern korrelieren. Gender-Medizin geht auf diese geschlechtsspezifischen Bedürfnisse ein. Basis der noch jungen Wissenschaft ist die Erkenntnis, dass Frauen „anders“ krank werden als Männer und daher auch andere Behandlungsansätze notwendig sind. Nicht nur beim Auftreten und Verlauf von Erkrankungen, auch bei der Diagnose und dem Umgang damit, lassen sich Unterschiede feststellen. Zusätzlich gibt es auch geschlechtsspezifische Aspekte, die auf dem Erlebten basieren und in der Therapie berücksichtigt werden. So spielt bei der Wahl des Therapeuten das Geschlecht mitunter eine Rolle, wenn es im persönlichen Bereich traumatische Ereignisse wie Gewalt oder Missbrauch gegeben hat.


Wesentliche Grundlage bei der Behandlung von Depressionen, auch unter gender- medizinischen Gesichtspunkten, ist der Einsatz von Medikamenten, die Durchführung einer Psychotherapie oder die Kombination beider Maßnahmen. In Kombination mit der Verhaltenstherapie stellt die Behandlung von Depressionen mit Antidepressiva nach wie vor eine wichtige Maßnahme dar. Wie auch andere Medikamente haben diese unterschiedliche Wirkungen bzw. Nebenwirkungen. So tragen Antidepressiva mitunter zur Gewichtszunahme bei, manche Medikamente greifen in den Hormonstatus ein bzw. werden durch diesen beeinflusst. In der Gender-Medizin wurde beobachtet, dass Frauen eher bereit sind Medikamente zu nehmen und auch häufiger Antidepressiva verschrieben bekommen als Männer.

Biofeedback – die Kunst sich zu kontrollieren

Die Biofeedback-Therapie stellt innerhalb der Verhaltenstherapie eine nicht-invasive Behandlungs- und Trainingsmethode dar, die eine Sichtbarmachung und Rückmeldung normalerweise nicht bewusster Körperfunktionen wie z. B. Atmung, Körpertemperatur oder Hautwiderstand ermöglicht. Mittels elektronischer Geräte und Sensoren werden den Trainierenden unbewusst ablaufende Prozesse auf einem Monitor zurückgemeldet und sie lernen, diese physiologischen Vorgänge in ihrem Körper selbst gezielt zu beeinflussen und zu stimulieren. Die Patienten führen sozusagen Regie. Sie werden nicht behandelt, sondern lernen selbst zu handeln, um einen gewünschten Effekt zu erzielen. Biofeedback ist ein Lernprozess, durch den Patienten in kurzer Zeit willentlich Selbstkontrolle über ihr physiologisches System erlangen und diese dann auf Alltagssituationen auch ohne Feedbackgerät und Begleitung eines Arztes übertragen können.

Neurofeedback – Kraft der Gedanken

Neurofeedback ist eine neue wissenschaftlich anerkannte Variante der Biofeedback- Therapie und hilft dabei, Zusammenhänge zwischen Stimmung, Denken und Handeln zu erkennen und ausgewählte Hirnregionen zu aktivieren. Dadurch kann eine Verbesserung der depressiven Symptomatik erreicht werden. Es dient der individuellen Optimierung der Gehirnwellenaktivität und Funktionsweise des Gehirns. Dabei werden Elektroden am Kopf befestigt. Sie messen die „Hirnströme“, welche unser Denken, Handeln und Fühlen begleiten. Die gemessene Hirnaktivität wird auf einem EEG sichtbar und man kann erkennen, ob jemand entspannt, erregt, konzentriert, gestresst ist oder die Nerven in einem negativen Zustand festhängen, wie es zum Beispiel bei einer Angstattacke der Fall ist. Mithilfe von Entspannungs- oder Konzentrationsübungen können Patienten ihr Gehirn trainieren und „umpolen“. Zur Behandlung von Depressionen mittels Neurofeedback sind bislang keine Nebenwirkungen bekannt. Mögliche Therapiebegleiterscheinungen, wie Müdigkeit oder leichter Kopfschmerz infolge der Trainingskonzentration lösen sich schnell wieder auf. Demgegenüber konnten eine Verminderung von Angstzuständen, eine Erhöhung und Stabilisierung der Konzentrationsfähigkeit sowie eine verbesserte Grundstimmung nachgewiesen werden.

Erste klinische Studien zeigen, dass Feedback-Methoden bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angstzuständen wirksam sind. Die Erfahrung, aus eigener Kraft etwas gegen seine Krankheit ausrichten zu können, steigert zudem die Zuversicht und unterstützt den Heilungsprozess.