Typ-2-Diabetes: Haupttäter Gehirn?

Rund 600.000 Menschen in Österreich sind von Diabetes mellitus betroffen – größtenteils als „Typ-2-Diabetiker“. Mittlerweile steht das Gehirn in Verdacht, an der Entstehung der Krankheit beteiligt zu sein.

und 600.000 Menschen in Österreich sind von Diabetes mellitus betroffen – Tendenz steigend. Den größten Teil nehmen hierbei die „Typ-2-Diabetiker“ ein. Bisher galt es als ausgemacht, dass bei Diabetes die Bauchspeicheldrüse, das Fettgewebe und die Muskulatur nicht ordentlich arbeiten. Nun gerät plötzlich das Gehirn in Verdacht, an der Entstehung von Typ-2-Diabetes beteiligt zu sein. Es könnte sogar ein möglicher Haupttäter im Krankheitsgeschehen sein.

Das selbstsüchtige Gehirn

Kaum vorstellbar, aber es ist so: Ein selbstsüchtiges Gehirn und chronischer Stress können zu Übergewicht und Diabetes führen. Nach einer Theorie des Lübecker Hirnforschers und Diabetologen Prof. Dr. Achim Peters sind nicht immer nur Maßlosigkeit und Willensschwäche daran schuld, warum Menschen immer dicker werden. Die Wurzel des Übels liegt laut Peters im Gehirn selbst - genauer gesagt in der Energieversorgung des Denkapparates.

Denn das Gehirn bestimmt, wie die Energie im Körper verteilt wird. Nach der Selfish-Brain- Theorie* (selfish brain: selbstsüchtiges Gehirn) verhält sich das Gehirn dabei egoistisch, versorgt sich stets zuerst mit Glukose (Traubenzucker) und erst danach, wenn es „satt“ ist, werden die inneren Organe, Muskeln und Fettspeicher beliefert.

Da das Gehirn keinen Zucker speichern kann, braucht es ständig Nachschub. Wenn es Höchstleistungen vollbringen muss und die Glukosekonzentration zu gering ist, dann gibt das Gehirn den Befehl neue Energie zu schaffen. Hungergefühl stellt sich ein und man geht in die Küche. Essen gestresste Personen dann, sinkt ihr Stresslevel. Auf Dauer gesehen, kann das zu Übergewicht und in Folge auch zu Typ-2-Diabetes führen. Insbesondere dann, wenn kein Sport als Ausgleich betrieben wird.

Das Gehirn hungert und die Fettpolster wachsen

Unterm Strich bedeutet das: Der Körper bekommt zu viel Glukose, während das Gehirn seinen Bedarf gerade decken kann. Und weil weiterhin nur ein kleiner Teil der mit der Nahrung aufgenommenen Glukose im Gehirn landet, wachsen die Fettpolster. Die Folge ist immer stärkeres Übergewicht. Damit aber nicht genug: Sind die Körperspeicher gefüllt, reichert sich Glukose im Blut an. Der Blutzuckerspiegel steigt - und Typ-2-Diabetes kann sich anbahnen.

Erfolgspfeiler Ernährung & Bewegung

Wurde bereits Typ-2-Diabetes diagnostiziert, so sind eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung das Um und Auf einer erfolgreichen Behandlung. Generell ist bei der Ernährung keine spezielle Diät notwendig. Es sollte eine ausgewogene, fettarme und ballaststoffreiche Mischkost bevorzugt werden. Für Diabetiker empfiehlt es sich, mehrere kleine Mahlzeiten am Tag zu sich zu nehmen (Frühstück, Mittagessen, Abendessen und drei Zwischenmahlzeiten), um ein Absinken des Blutzuckerspiegels zu vermeiden. Dabei sollte jede Mahlzeit möglichst viel Obst, Gemüse oder Salat beinhalten. Mindestens einmal pro Woche sollte Fisch auf dem Speiseplan stehen.

Regelmäßige körperliche Bewegung ist ein wesentlicher Baustein bei der Behandlung von Typ-2-Diabetes. Ideal sind täglich 30 bis 60 Minuten Bewegung. Dabei sind Sportarten mit leichter bis mittlerer Belastung, wie Nordic Walking, ideal.

Diabetes & Psyche - Eine ernstzunehmende Liaison

Trotz der sehr guten Behandlungsmöglichkeiten ist Diabetes eine nicht heilbare chronische Erkrankung, mit deren Auswirkungen sich die Betroffenen tagtäglich auseinander setzen müssen. „Das Risiko, an einer psychischen Störung wie Depression, Angststörung, Sucht zu erkranken oder ein gestörtes Essverhalten zu entwickeln, steigt mit der Diagnose Diabetes deutlich an. Um dem entgegenzuwirken, ist es notwendig, Informationen über die Erkrankung zu erhalten und sich Wissen anzueignen“, so Mag. Renate Lipp, Klinische- und Gesundheitspsychologin im Lebens.Resort Ottenschlag. Ausführliche Gespräche mit Ärzten, Diätologen sowie Teilnahme an Diabetes-Schulungen, Selbsthilfegruppen, Entspannungstrainings, Bewegungsgruppen und begleitende Gespräche mit Psychologen und Psychotherapeuten erleichtern den Umgang mit der Krankheit.

*Quelle www.diabetes-austria.com